In Hannover ist Halim Dener gedacht worden – mit einer Demonstration unter dem Leitspruch „Kämpfe verbinden“. Anlass war der 30. Todestag des kurdischen Jugendlichen, der 1994 von einem SEK-Polizisten erschossen wurde.
Etwa 1.600 Menschen kamen in Hannover am Sonnabend zusammen, um anlässlich des 30. Todestages von Halim Dener zu gedenken und unter dem Motto „Kämpfe verbinden“ zu demonstrieren. Der damals 16-jährige kurdischen Jugendliche war erst wenige Wochen zuvor vor dem Krieg in Kurdistan in die Bundesrepublik geflüchtet, als er am 30. Juni 1996 in Hannover von einem SEK-Polizisten erschossen wurde.
Die Veranstaltung begann um 13 Uhr am Steintor, wo zahlreiche Teilnehmende Kerzen, Blumen und Bilder am Ort der Ermordung von Halim Dener niederlegten.
Aydin Dener, der Bruder des Verstorbenen, sprach bei der Auftaktkundgebung und betonte die Bedeutung der Demonstration: „Diese Demonstration ist wertvoll, weil sie zeigt, dass Halim nicht vergessen wurde.“ Seine Worte trafen auf große Resonanz und wurden von den Anwesenden mit der Parole „Şehîd namirin“ (Gefallene sind unsterblich)“ und Beifall unterstützt.
Die Rote Hilfe erinnerte in ihrer Rede an weitere Opfer polizeilicher Gewalt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, darunter Amad Ahmad und Lamin Touray.
Die Kampagne Halim Dener hob die Wichtigkeit eines offiziellen und würdevollen Gedenkortes hervor und kritisierte die Stadt Hannover dafür, dass der Stadtratsbeschluss, zum 30. Todestag eine Infotafel aufzustellen, nicht umgesetzt wurde.
Die Demonstration wurde von einem kraftvollen Frauen- und Jugendblock angeführt, der dutzende Bilder von Halim Dener mit sich führte. Immer wieder wurden Luftballons mit den Symbolen der PKK, YPG und YPJ gezeigt und so gegen die Verbote dieser Symbole in Deutschland protestiert. Auf einem Baugerüst an der Universität Hannovers wurde eine riesige PKK-Fahne entrollt und dazu Pyrotechnik gezündet, was aus der Demonstration mit viel Applaus und lauten Parolen begeistert aufgenommen wurde. Auch entlang der Demonstrationsroute waren die Symbole an Mauern gesprüht und so allgegenwärtig, wenn auch teilweise von der Polizei mit Mülltüten abgeklebt.
Während der Zwischenkundgebung beim türkischen Konsulat am Klagesmarkt sprach unter anderem eine Sprecherin der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen – Für Selbstbestimmung und Autonomie“. In der Rede wurde das Demokratiedefizit der BRD hervorgehoben, die durch das PKK-Betätigungsverbot alle kurdischen Selbstorganisierungen und Aktivitäten nach der Gleichung „Kurde = PKK = Terror“ unter Generalverdacht stelle. Gefordert wurde die Aufhebung des PKK-Verbotes.
Die Abschlusskundgebung fand am Halim-Dener-Platz statt, wo die Teilnehmer:innen ihre Forderungen nach Gerechtigkeit und Anerkennung erneuerten. Trotz des friedlichen Verlaufs der Demonstration kam es zu Repressionen und polizeilicher Willkür.
Insgesamt wurden während der Demonstration drei Personen festgehalten, nach der Veranstaltung nochmals zwei. Zudem gab es zahlreiche Kontrollen auf der Limmerstraße und der Dornröschenbrücke.
Die Beteiligten der Demonstration machten deutlich, dass das Andenken an Halim Dener weiterhin lebendig gehalten wird und die Forderung nach Gerechtigkeit ungebrochen ist.
Hinweis:
Hier wurde der Artikel auf deutsch veröffentlicht. Hier gibt es den Artikel auf türkisch.